Kleine Schwester für die Gorch Fock

In Kirschweiler ist ein Nachbau aus Bergkristall, Gold und Diamanten entstanden

KIRSCHWEILER. Das deutsche Segelschulschiff Gorch Fock hat zum 50. Jahrestag seiner Indienststellung ein weiteres und diesmal hochkarätiges Schwesterschiff erhalten. 150 Mal kleiner als das Original ist das Modell, das aus Bergkristall, Gold und Diamanten in der Werkstatt des Edelsteinkünstlers Manfred Wild in Kirschweiler (Landkreis Birkenfeld) gefertigt wurde. 

Edelsteinkünstler Manfred WildIn einer Arbeitszeit von rund 3000 Stunden bauten unter der Aufsicht, Anleitung und Mitarbeit von Wild über ein Jahr lang ein Edelsteinschleifer, ein Graveur und ein Goldschmied in Teamarbeit an dem Kunstwerk. Das Schiffsmodell besitzt feine und maßstabsgerechte Details - so unter anderem Hanse-Wappen und Schriftzüge an Masten und Rumpf, zudem bestehen die Bullaugen aus Diamanten und die goldenen Schotte zeigen selbst ihre Verriegelungen. Darüber hinaus hat die Galionsfigur in Form eines Albatros ein diamantenes Auge und die Schiffsglocke ist federnd gelagert, wobei auch die Beiboote und das Ruder beweglich sind.
23 Segel aus aufwendig geschliffenem Bergkristall stehen an den Masten, an denen sich 27 aus Golddraht gedrehte Taue mit einer Querschnittsdicke von bis zu 0,8 Millimeter und einer Gesamtlänge von etwa 60 Metern hinziehen. Insgesamt 53 Kilogramm Bergkristall, über drei Kilogramm 18-karätiges Gold sowie zehn Karat an Diamanten sind verarbeitet worden und machen das Schiffsmodell allein nur vom materiellen Wert her sehr kostbar. "Während der Bauzeit wurden unter anderem auch 120750 Laserschweißpunkte gesetzt, und der Goldschmied hatte zeitlich gesehen wohl die meiste Arbeit damit", erinnert sich Wild.
Er war schon als Kind an der Seefahrt interessiert und eine Meldung in den Medien machte ihn auf den Jahrestag der Gorch Fock aufmerksam. Schwierig erschien anfangs allerdings die Suche nach Materialien zur Vorlage. Doch schon bald fanden sich etliche Bildbände zur Gorch Fock, die auch detailgenaue Zeichnungen und Pläne enthielten. Außerdem erreichten unzählige Fotos des Schiffes aus Kiel die Werkstatt und so konnte das Werk detailgenau begonnen werden, freut sich der Edelsteinkünstler, der zugleich Kurator des Deutschen Edelsteinmuseums in Idar-Oberstein ist.
In dieser Eigenschaft bedauert es Manfred Wild, dass das Modell wahrscheinlich nicht in Deutschland bleiben wird. Die hiesigen Museen hätten kein Geld für solche Exponate. Dies sei sehr traurig, denn diese Werke seien ja in der Region gefertigt worden und seien ein Zeugnis des regionalen Kunsthandwerks. "Die meisten meiner großen Stücke gingen daher bislang ins Ausland", so Wild.
Über einen Verkauf der Gorch Fock aus Edelstein will er zunächst noch nicht nachdenken, zu sehr erfreut ihn noch selbst der Anblick des Modells. Wild wird nun erst einmal Kalkulationen über den Wert des Objekts anstellen. Mit einem Verkauf eile es ihm gar nicht, sagt er. Über einen eventuell notwendigen Transport des Schiffes aus Edelstein macht er sich dennoch schon Gedanken. Dazu wird ein Spezialbehälter gebaut, in dem das Schiff sicher verzurrt wird. In seiner Werkstatt habe man schließlich schon beste Erfahrungen mit diesen Dingen, merkt Manfred Wild an.
Nein, weder die Besatzung noch der Kapitän der Gorch Fock wüssten bislang von der Existenz des Modells, sagt sein Schöpfer. Fotos des Edelsteinschiffes sollen aber bald nach Norden gesandt werden, etwa zur Marineschule bei Kiel und zum Kapitän des Schulseglers. Anrufe vom Militärattaché aus der deutschen Botschaft in Norwegen erreichten Wild unterdessen, denn die Gorch Fock wird im März ihre erste große Fahrt nach dem Jubiläum zuerst nach Norwegen und dann nach Island machen. Nach ihrer Indienststellung am 17. Dezember 1958 ging es schließlich auch zuerst nach Norwegen. Dort soll sie von der deutschen Botschaft empfangen werden, sagt Wild. "Die Gorch Fock ist der freundlichste und schönste Botschafter aus Deutschland unter weißen Segeln. An ihrem Schicksal habe ich schon immer Anteil genommen und so war es mir eine große Freude, sie im Team als wertvolles Modell nachzubauen."

Quelle: Rhein Main Presse, Fotos:  Wolfgang Ziegler

Bitte erst anmelden, dann kommentieren. Dank!

Gorch-Fock-Lied

Segel setzen "Gorch Fock"

Meldung an Bord

Benutzermenü

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ok Ablehnen